Hallo liebe Leser, endlich finde ich mal wieder die Zeit, euch von meinem Leben hier zu berichten. So krass, jetzt lebe ich schon ein ganzes Jahr hier in Neuseeland, am anderen Ende der Welt! Am 23.08.21 sind Paddy und ich nach 5 gemeinsamen Monaten in Deutschland und 2 Wochen MIQ (managed isolation) hier in unserem Heim in Waipawa angekommen! Das Jahr ist, im Gegensatz zu den 15 Monaten, die Paddy und ich getrennt waren, soooo schnell vergangen! Es war ein tolles, ereignisreiches und spannendes Jahr, und mein Leben hier könnte kaum verschiedener von meinem Leben in Deutschland sein – Campingplatzbetreiber statt Lehrer (oder auch Krankenschwester), Dorf (Waipawa) statt Millionenstadt (München), 230 Quadratmeter Wohnfläche statt 47, Leben mit Hund und Partner statt als Single, jede Menge körperliche Arbeit an der frischen Luft statt sitzend am Schreibtisch, Kamin (und kaltes Haus) statt Zentralheizung (und warme Wohnung), usw usw. Ich könnte die Liste noch eine ganze Weile fortführen 🙂
Fakt ist, ich liebe mein neues Leben hier! Paddy und ich genießen noch immer jede Minute, die wir zusammen haben – wahrscheinlich wissen wir das so viel mehr zu schätzen als andere, weil unser Weg doch um einiges komplizierter war als für die meisten anderen Paare. Und unser Hund Harvey komplettiert unsere kleine Familie! Ich liebe das Zusammenarbeiten mit Paddy und meinen neuen Job, der so viel stressfreier ist als meine vorherigen Jobs (auch wenn ich das Unterrichten und die Schüler ein bisschen vermisse). Bisher kann ich also mit voller Überzeugung sagen, dass der Umzug nach Neuseeland die richtige Entscheidung für mich war – auch wenn ich meine Freunde und manche Dinge in Deutschland hin und wieder vermisse.
Nun aber zu dem, was hier so in den letzten Wochen los war, seit ich von meinem Roadtrip mit Tibor wieder zurück bin. So schön es auch war, mehr von Neuseeland zu sehen und Tibors Gesellschaft zu genießen, so hatte ich doch meine beiden Männer ziemlich vermisst!

Auch die täglichen Spaziergänge mit Harvey hatten mir sehr gefehlt, auch wenn mir das frühe Aufstehen nicht gerade liegt… aber sobald ich (oder wir) dann mit ihm unterwegs bin, genieße ich es, obwohl es manchmal ganz schön frostig war! Hier ein paar Eindrücke:
Apropos frostig: In unserem Haus ist es bei kalten Temperaturen nicht viel wärmer als draußen. Hier unser Thermometer am Kühlschrank an einem kalten Morgen (wohlgemerkt die Küche ist der wärmste Raum in unserem Haus, im Schlafzimmer hat es ungefähr die gleiche Temperatur wie draußen!):

Sollte euch also nächsten Winter etwas kühler sein, weil Strom und Gas so teuer geworden sind, schaut euch dieses Bild an, dann gehts euch bei euren gesetzlich vorgeschriebenen 19 Grad besser. Ich bin echt froh, wenn es nach ein paar Stunden Kaminfeuer endlich mal 19 Grad hat! Aber inzwischen hab ich mich echt ganz gut dran gewöhnt (und wärmere Klamotten gekauft) – und zum Glück kommt ja jetzt der Frühling und es wird wärmer 🙂
Leider war es nicht nur kalt, sondern auch sehr nass in den letzten Wochen, so dass wir nicht so viel draußen tun konnten, wie wir gerne getan hätten. Dafür blieb mehr Zeit für zum Beispiel Kuchen backen. Ja, ihr lest richtig! Ich backe inzwischen Kuchen! Und sogar richtig leckeren Kuchen! Anfang Juli verließen uns unsere RSE worker und schenkten uns zum Abschied eine große Kiste Äpfel. Und da wir beide nicht so wirkliche Apfelesser sind, sie im Kuchen aber gerne mögen, bot es sich an, diverse Apfelkuchen-Varianten auszuprobieren:



Harvey ist die Kälte ziemlich egal – obwohl er schon auch gerne nahe am Kaminfeuer liegt. Aber trotz Kälte geht er jeden Tag im Fluss baden und tollt draußen herum. Von jedem Spaziergang bringt er einen neuen Stock mit nach Hause, und so sammeln sich in unserem Garten seine Stöckchen an. Eines Morgens kam ich auf die Veranda und mir bot sich folgender Anblick:

Manchmal schaffen es Paddy und ich, uns einen halben Tag frei zu nehmen und etwas zu unternehmen. Im Juni schauten wir uns an einem sonnigen Tag Hastings ein wenig näher an und gingen sogar in die Art Gallery! Hier ein paar Eindrücke:
Natürlich kam auch er kulinarische Genuss nicht zu kurz: Wir genehmigten uns einen leckeren Lunch in der „Brave Brewery“:



Unser Arbeitsalltag sah in den letzten Wochen etwas ruhiger aus als gewöhnlich. Da unsere RSE workers uns Anfang Juli verließen und das Wetter meist nicht sehr schön war, war es ziemlich ruhig auf dem Campingplatz, so dass sich das Putzen zeitlich in Grenzen hielt. Leider konnten wir viele Arbeiten aufgrund des schlechten Wetters nicht angehen (wie z.B. Dach und Fußboden in den communal facilities renovieren), aber zu tun gibt es hier immer etwas:

Paddy hatte mehr Zeit als sonst, in seinem Workshop Quadbikes zu reparieren. Hier bastelte er aus zwei kapputten Quadbikes ein funktionierendes – so cool!!
Außerdem hatten wir Zeit, Marcus, einem guten Freund, mit seinem Dach zu helfen:


Ein Highlight im Juni war der Wine tasting-/Shopping-Trip, den ich von Paula zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Am Vormittag holte Paula mich daheim ab und wir fuhren nach Hastings, wo wir uns erstmal einen Kaffee gönnten, bevor wir unsere Shopping-Tour starteten. Wer mich kennt, weiß, wie sehr ich Shopping liebe (nicht!!!), aber zu zweit und mit einer Expertin wie Paula war es nicht ganz so schlimm, und ich wurde sogar fündig: ich erstand Stiefeletten und ein warmes Kapuzen-Sweatshirt! Mittags ging es dann zum Lunch zur Church Road Winery in Napier (das liegt mir viel besser als Shopping), das Essen war super lecker, und danach gab es für mich noch ein Wine tasting (Paula war die designierte Autofahrerin, musste also nüchtern bleiben). Vielen Dank nochmal für den tollen Tag, Paula!
Am 23. Juni spielte Paddy’s Band ein Charity Konzert für die Ukraine im Copperpot, der Abend war ein voller Erfolg! Alle 150 Tickets verkauft und es mussten sogar Gäste an der Tür abgewiesen werden, weil es zu voll war! Und die Stimmung war der Hammer – die Leute tanzten vom ersten bis zum letzten Song! Ich ebenfalls, so dass es nur vom Anfang Fotos bzw Videos gibt, danach war ich zu sehr mit Zappeln und Musik-Genießen beschäftigt 😉





Auch sonst kommt bei uns das soziale Leben nicht zu kurz – Freitag abends (oder auch zu anderen Tagen und Zeiten) ist unsere Küche ein beliebter Treffpunkt für unsere Freunde:



Mitte Juli kam endlich das heißersehnte Geschenk von Claudi und Thorsten bei uns an (das sie im März losgeschickt hatten) – ein niegelnagelneuer Turnier-Kicker!!! Da war die Freude groß! Und natürlich wurde er auch gleich aufgebaut und ausprobiert. Was für ein cooles Geschenk!! Vielen vielen Dank nochmal, Claudi + Thorsten! Ihr könnt jetzt jederzeit auf ein Spielchen vorbei kommen 😉
Ein paar Tage später erwischte es uns mit Covid – zuerst Paddy, der sich bei seiner Bandprobe ansteckte, und dann drei Tage später auch mich. Zum Glück und wahrscheinlich auch dank Impfung war es nicht wirklich dramatisch, wir hatten beide die ersten beiden Tage Gliederschmerzen und Fieber, aber danach ging es uns schnell wieder gut, nur müde und schlapp waren wir noch für ein paar Tage. Zum Glück half uns Tracy, die hier auf dem Campingplatz lebt, mit dem Putzen und Managen des Holiday Parks aus, wir mussten uns ja 7 Tage isolieren.



Ein paar Wochen später, nachdem wir uns komplett auskuriert hatten, unternahmen wir die erste Radtour dieser Saison, denn endlich ließ sich die Sonne mal für ein paar Stunden am Stück sehen und es war mit 17 Grad relativ warm. Wir radelten nach Waipukurau und gönnten uns im Hatuma Café einen Snack und einen Coffee to go, die wir im Grass sitzend „picknick-style“ zu uns nahmen, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Paddy hatte sich echt gut gehalten – 26km sind für die erste Radtour nach einigen Monaten Pause nicht schlecht!


Eine Woche später nahmen uns Roy und Wendy mit zu meinem ersten lokalen Rugby-Spiel. Es war echt interessant, vor allem, nachdem Roy mir die Regeln erklärte und ich das Spiel besser verstand. Trotzdem finde ich Fußball interessanter – es ist einfach flüssiger und schneller. Aber das war garantiert nicht das letztes Rugby Match, das ich mir anschauen werde!



Vor zwei Wochen luden wir mal wieder ein paar Freunde zu Freitag-Abend-Drinks zu uns ein, und dieser Abend endete dann mit einem Kickerturnier, das allen großen Spaß machte – es wurde hitzig und laut und viel gelacht!



Letztes Wochenende bekamen wir einen ersten Vorgeschmack auf den Sommer – strahlender Sonnenschein und 22 Grad! Das war sooooo schön!!! Wir nutzen dies gleich für unsere nächsten Radtour, dieses Mal ging es am Tukituki River entlang zu Paula uns Steve’s, wo wir Scones zur Stärkung angeboten bekamen, bevor wir uns nach ein paar gemeinsamen Stunden wieder auf den Rückweg machten. Paula und Steve begleiteten uns ein Stückchen:
Im Moment fahre ich sehr viel Fahrrad, leider wegen des schlechten Wetters überwiegend drinnen auf der Rolle, aber dank Zwift (Radl-App mit Gaming-Charakter für alle Nicht-Radfahrer) macht sogar das Spaß!



Da mein Knie das Laufen nicht mehr wirklich mag, habe ich mich jetzt aufs Radfahren spezialisiert, und als Ex-Wettkämpfer brauche ich Herausforderungen, weshalb ich bald Radrennen ausprobieren werde. Ich habe mich für die Taupo Cycle Challenge Ende November für das kurze Rennen über 55km angemeldet – ich freu mich schon riesig darauf! Bis dahin heißt es natürlich trainieren und fit werden, d.h. ich bin fast jeden Tag auf dem Rad und außerdem morgens zweimal die Woche im Fitness und zweimal Schwimmen, es ist also fast wie in alten Leistungssport-Zeiten! Zum Glück habe ich einen sehr verständnisvollen Chef (und Partner) 🙂
Der nächste Ort, Waipukurau, hat einen Radfahr-Verein, der ab Ende September jeden Dienstag Abend ein Rennen veranstaltet, das werde ich zum Üben und Fitwerden nutzen, schließlich bin ich noch nie Rennen gefahren. Außerdem habe ich mir ein neues Rad bestellt, das leider erst irgendwann im November kommen wird. Solange muss ich das Roadbike nehmen, das ich mir gebraucht fürs Indoor Cycling gekauft habe, aber das ist gut genug für den Anfang. Mein neues Rad wird ein Gravel Bike sein, das man sowohl fürs Radrennen als auch für Touren und auf Trails verwenden kann, quasi eine Mischung aus Mountainbike und Roadbike – schließlich will ich auch wieder auf Touren gehen. Und das ist es:

Die letzte Neuigkeit von uns aus Neuseeland ist, dass wir jetzt einen case officer für meine Residence application haben, d.h. dass mein Visumsantrag auf dauerhaftes Bleiberecht, den wir im März eingereicht hatten, jetzt bearbeitet wird. Also drückt uns ganz fest die Daumen, dass auch der letzte Schritt in diesem langen Visumsprozess erfolgreich ist und ich bald das dauerhafte Bleiberecht habe!
So, das wars mal wieder von uns. Paddy ist inzwischen fast im Lazy-Boy-Sessel eingeschlafen, und auch Harvey schläft schon tief und fest – noch mit seinem Lieblingsspielzeug im Maul. Zeit für mich, mich auch bettfertig zu machen 😉

Ich wünsche euch noch einen schönen Spätsommer und erholsame Restferien an meine Lehrerfreunde! Ich freue mich über eure Kommentare, WhatsApps, emails oder Video calls, also lasst mal was von euch hören! Ganz liebe Grüße von uns dreien! Wir gehen jetzt ins Bett 🙂
Eure Susi