Seit gestern Nacht bin ich nun in La Paz. Die beiden Reisetage Mittwoch und Donnerstag verliefen relativ unspektakulär und wie geplant. Am Mittwoch übernachtete ich in einem Hostel in Buenos Aires und hatte mit ein paar Leuten aus aller Welt (Australien, Schweden und Uruguay) noch einen netten Abend, bevor ich am Donnerstag Argentinien nach 3 erlebnisreichen Wochen Richtung Bolivien verließ.
Ich hatte allerlei gruselige Geschichten gelesen (unter anderem auch auf der Homepage des auswärtigen Amtes) über Express-Kidnappings, bei denen Taxifahrer Touristen mit zwei Komplizen entführen und sie mit vorgehaltener Waffe zwingen, ihre Karten und PINS rauszugeben. Da stand ich also nun um 22.00 Uhr am Flughafen in El Alto und überlegte, ob es wirklich sicher ist, mit einem Taxi zum Hostel zu fahren, aber welche Wahl hatte ich denn?! Also setzte ich mich todesmutig in ein offizielles Airport-Taxi mit Nummer und hoffte das Beste… Meine Angst vor einer Entführung wich dann aber ganz schnell der Angst, nicht heil anzukommen – mein Fahrer war superunsicher und anscheinend halb blind! Jedenfalls machte er bei jedem entgegenkommenden Auto fast eine Vollbremsung und schlich auch sonst wahnsinnig langsam und mit völlig unnötigen Ausweichmanövern Richtung Stadtmitte. Hinter uns hatte sich eine lange Schlange von wütend hupenden Autos und Bussen gebildet. Am liebsten hätte ich das Steuer übernommen!! Schweißgebadet kam ich eine laaaaaaange halbe Stunde später im Hostel an. Da ging’s dann nur noch ins Bett, ich fühlte die Höhe schon ein bisschen, wie einen Druck im Kopf, schließlich ist El Alto auf über 4000m, und La Paz auch noch auf 3600m. So sieht mein Schlafsaal aus – 3 Betten übereinander! Aber dafür wir haben viel Platz im Zimmer 😃
Am nächsten Tag gab es endlich mal ein richtig gutes Frühstück: 2 sehr leckere Semmeln mit Butter und Marmelade (in Iguazu gabs immer nur Dulce de Leche, das kann ich jetzt nicht mehr sehen), frischgepresster O-Saft und Kaffee. Da ich mich erstmal an die Höhe gewöhnen wollte, wollte ich es langsam angehen lassen. Von der Hostelmitarbeiterin bekam ich den Tipp, zur ersten Seilbahnstation zu laufen und dann quasi fast einmal um die Stadt mit den verschiedenen telefericos zu fahren. Gesagt getan, ich machte mich auf zur Station der línea blanca und los ging’s. Zur Zeit gibt es 7 verschiedene Strecken, und drei andere sollen dieses bzw. nächstes Jahr noch dazu kommen. Eine Fahrt kostet 3 Bolivianos (ca 40 Cent), das kann sich jeder leisten.
Das Seilbahnfahren verschafft einem, neben tollen Ausblicken, einen Überblick über die Stadt. La Paz ist echt riesig!! Hier ein paar Bilder:
Und die ganze Stadt wird überragt von dem zweithöchsten Berg Boliviens, dem Illimani (6.438m).
Die línea roja bringt einen nach El Alto hinauf, das inzwischen eine eigene Millionenstadt geworden ist und weiter stetig wächst. Hier lebt v.a. die ärmere, indigene Bevölkerung, und angeblich soll es dort vor allem nachts nicht sicher sein. Tagsüber hab ich mich aber sicher gefühlt (wie überall, wo ich heute unterwegs war). Auch El Alto ist noch von höheren Bergen umgeben, die man im Hintergrund sehen kann.
Nach den Teleférico-Fahrten bin ich noch ein bisschen im Zentrum rumgelaufen. Ganz anders als die Städte in Argentinien, wo Orientierung einfach ist, weil sie schachbrettartig gebaut sind, ist La Paz aufgebaut – hier geht es völlig chaotisch durcheinander, bergauf und bergab, und meist gibt es keine Straßenschilder. Dazu kommt noch jede Menge Lärm (Hupen gehört hier zum guten Ton), Abgasgestank und eine Unmenge Menschen, die sich auf engen Gehsteigen (weil überall Marktstände stehen) aneinander vorbeizwängen. Echt ein Erlebnis! Ich hatte ziemlich schnell jegliche Orientierung verloren und ließ mich einfach mit der Menge mittreiben. Hab ja noch genug Zeit für „richtiges“ Sightseeing. Hier ein paar Eindrücke:
Die Stromleitungen erinnern mich ein bisschen an Dominica 😂
Eigentlich soll es fünf (oder sechs?) Märkte in La Paz geben, aber um ehrlich zu sein, ist die ganze Stadt ein Markt. Fast alle Straßen sind voll mit Buden und Ständen, und es ist überall sehr bunt.
Diese „Zebras“ (bestimmt arme Studenten 😊) stehen hier an stark befahrenen Kreuzungen und ermöglichen den Fußgängern das sichere Überqueren der Straße. Theoretisch gibt es zwar einige Ampeln, aber praktisch halten sich die Autofahrer nur sporadisch daran. Rücksicht auf Fußgänger wird hier nicht genommen, es herrscht das Recht des Stärkeren, und häufig ist es echt ziemlich knapp…
Morgen mache ich dann eine Sightseeingtour – hier gibt es sehr gute geführte Touren, was für mich wahrscheinlich besser ist, vielleicht finde ich mich danach ja zurecht 😜.
Für die nächsten Tage ist auf alle Fälle noch die Mountainbike-Tour auf der Death Road geplant und die ein oder andere Trekkingtour um La Paz herum. Zum Beispiel zum Muela del Diablo (Teufelszahn):
Mal sehen, wie ich mit der Höhe so zurecht komme… heute ging’s mir gut, war nur bergauf immer schnell außer Atem.
Viele Grüße aus dem quirligen La Paz! 🇧🇴